Katzen sind keine Weihnachtsgeschenke

Bald ist wieder Weihnachten… 

 

Ihr wisst schon, diese Jahreszeit, in der die Menschen besonders schöne Spielzeuge für uns an grüne Bäume hängen und dann laut jubeln, wenn wir sie nutzen. Und da wir den Menschen jederzeit gerne Freude bereiten, machen wir von diesem Angebot natürlich ausgiebig Gebrauch. 

 

Für mich und meine Katzenfreunde ist Weihnachten eine richtig tolle Zeit. Die Dosine ist oft den ganzen Tag zuhause und hat ganz viel Zeit für uns. Wir bekommen dann auch feine Leckereien (einmal gab es Gänseklein, boah, das war so lecker!), weil wir den Rest des Jahres ja nie so richtig verwöhnt werden. Doch, echt, ist so! Na ja, okay, vielleicht übertreibe ich da ein ganz klein wenig. Pffft…

 

Aber viele Katzen haben an Weihnachten nicht so viel Glück wie wir. Denn es gibt immer noch viele Menschen, die der Meinung sind, dass Katzen ein tolles Geschenk wären. Im schlimmsten Fall sitzt dann eine Katze sogar mutterseelenallein unterm Weihnachtsbaum und weiß gar nicht, wie ihr geschieht. Vielleicht sogar noch geschmückt mit Schleifchen… Eine schaurige Vorstellung.

 

Klar, am Weihnachtstag selbst ist die Katze noch der Mittelpunkt, der Reiz des Neuen ist noch vollständig vorhanden. Aber was passiert danach, wenn die Feiertage vorüber sind und der Alltag wieder einkehrt? Ist sich der Mensch darüber im Klaren, dass wir Katzen bei guter Pflege recht alt werden können? Ist er sich seiner Verantwortung uns gegenüber bewusst? 

 

Verantwortung - das bedeutet für unsere Menschen nicht nur, dass sie für Futter, Spiel und Spaß sorgen. Es bedeutet auch, dass sie sich um unser Wohlergehen und unsere Gesundheit kümmern müssen. Und das beinhaltet natürlich auch unser Sozialleben, denn nur die wenigsten von uns sind Einzelgänger. Wenn wir keine Chance auf den Austausch mit anderen Katzen (und zum Beispiel Katerkloppe!) haben, verkümmern wir regelrecht. 

 

Daher bitte ich euch, eine solch wichtige Entscheidung - das Übernehmen von Verantwortung für ein anderes Lebewesen - gründlich zu überdenken und euch nicht von der weihnachtlichen Vorfreude verleiten zu lassen. Denn wenn es dumm läuft, büßen wir Katzen unser Leben lang für dieses eine Weihnachtsfest an dem ihr dachtet, was für eine geniale Idee es wäre, eine Katze zu verschenken. 

 

Bedenkt bitte, wie eine Katze euer Leben nachhaltig beeinflusst. Könnt ihr über Jahre hinweg die Versorgung garantieren? Traut ihr euch zu, der Katze ein artgerechtes Zuhause zu geben? Wer versorgt sie, wenn ihr in Urlaub geht oder wenn euch im schlimmsten Fall etwas zustößt? Alles Fragen, die ihr euch vor einer voreiligen Entscheidung, weil eine Katze unterm Weihnachtsbaum ja ach so süß ist, stellen solltet. Nein, ich korrigiere mich, das sind Fragen, die ihr euch stellen müsst, denn sonst seid weder ihr, noch eure Katze glücklich. 

 

Wenn ihr euch nicht sicher seid, ob derjenige, dem ihr mit der Katze eine Freude machen wollt, dafür überhaupt Platz und Zeit in seinem Leben hat, schenkt ihm doch ersatzweise einen Gutschein mit dem Versprechen, nach Weihnachten gemeinsam ins Tierheim zu gehen oder sich anderswo nach geeigneter Katzengesellschaft umzuschauen. 

 

Und dann schaut ihr am besten gleich nach zwei Katzen, die sich alters- und charaktermäßig ähneln. Glaubt mir, zwei Katzen machen unwesentlich mehr Arbeit als eine, sie geben euch aber doppelte Liebe und Freude zurück. 

Ein zu großer Altersunterschied oder die Kombination Raufbold vs. Mimöschen sind grundsätzlich eine schlechte Voraussetzung für ein friedliches Zusammenleben, denn die Auffassung von Spaß liegt in diesen Fällen oft weit auseinander. 

 

Wenn eine ältere Katze vielleicht vor kurzem ihren Katzenfreund verloren hat und trauert, tut man ihr keinen Gefallen damit, nur einen Jungspund dazuzuholen. Viel besser wäre es, in solch einem Fall eine etwa gleichaltrige Katze oder direkt zwei junge Katzen zu holen. Im letzteren Fall könnte dann die ältere Katze mitspielen, müsste es aber nicht. Viele ältere Semester sind so noch einmal richtig aufgeblüht.

 

Pflegestellen von Vereinen sind übrigens eine tolle Anlaufstelle, wenn man eine Katze sucht, denn sie kennen ihre Pflegis ganz genau. Sie können über Charakter und eventuelle Freundschaften, die auf der Pflegestelle entstanden sind, Auskunft geben. So kann man leichter einschätzen, ob eine Katze zu einem passt. 

 

Ihr seht also, dass die Entscheidung für eine Katze, wenn sie mit Verstand und Herz gefällt wird, nicht ganz so banal ist, wie sie auf den ersten Blick scheint. Denn diese Verantwortung muss nicht nur bis nach den Feiertagen gegeben sein, sondern ein ganzes Katzenleben lang. Leider sehen es Tierheime nur allzu oft, dass Tiere direkt nach Weihnachten wieder abgegeben werden, weil man dann merkt, dass sie ja - wer hätte es gedacht, bei einem lebenden Wesen? - Aufmerksamkeit brauchen und fordern. Also bitte, macht euch die notwendigen Gedanken vor dem Einzug eines kätzischen Mitbewohners. 

 

Ich hatte großes Glück, denn ich war kein unüberlegtes Geschenk unterm Weihnachtsbaum, sondern wurde mit Bedacht ausgewählt und meine Katzenfamilie liebt mich so wie ich bin: Ein ganz klein wenig verrückt, dafür aber mit einem ganz großen Herzen. 

 

Die Dosine wollte dann doch noch mal sehen, wie mein Kumpel Cameo und ich so mit Schleifchen unterm Weihnachtsbaum ausgesehen hätten. Und was war das Ergebnis? Na, logisch, wir sahen aus, wie alle Katzen, die so zum Fest geschmückt werden: Doof, ganz doof!